Trump „warnt“ Erdogan vor militärischen Eingreifen in Libyen

Lage von Libyen. Bild: Wikipädia screenshot

Rui Filipe Gutschmidt – 4. Januar 2020

Das türkische Parlament stimmte der Entsendung von Truppen nach Libyen zu, um die von UNO und NATO anerkannte Regierung militärisch zu unterstützen.

Das Parlament in Ankara hat beschlossen, einen Plan zur Entsendung von Truppen zur Unterstützung der von den Vereinten Nationen anerkannten Regierung in Libyen zu genehmigen, da diese weiterhin gegen eine Gegenregierung im Osten des Landes kämpft.

Das gesetzgebende Organ stimmte dem Antrag, der ein einjähriges Mandat für den Truppeneinsatz gewährt, am Donnerstag in einer Dringlichkeitssitzung zu. Der Antrag wurde mit 325 gegen 184 Stimmen angenommen.

Der Plan wurde von der größten Oppositionspartei der Türkei, der republikanischen Volkspartei (CHP), abgelehnt. Diese sagte, dass entsandte Truppen die Situation verschärfen und Ankara in einen weiteren Konflikt verwickeln könnten. Der CHP sagte am Montag, er wolle nicht, dass sich eine ähnliche Situation wie die Krise in Syrien „in einem anderen Land entfalte“.
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Aber was will Erdogan in Libyen und was geht da noch mal ab?

Seit 2011 ist Libyen in einen schier endlosen Bürgerkrieg versunken. Nach der die Bombardierung des Landes durch die NATO, die aufständischen Kämpfern half, den langjährigen Führer des Landes, Oberst Muammar Gaddafi, zu stürzen, versäumten es Europäer und US-Amerikaner in Libyen eine „demokratische Ordnung“ zu etablieren. Die internationale Intervention verhalf dem „demokratischen“ Aufstand zum Erfolg und mit dem Mord an Gaddafi – dessen Diktatur lange akzeptiert wurde – verfiel das Land in ein Chaos und der funktionierende, in vielen Dingen sogar vorbildliche Staat wurde effektiv zerstört.

Derzeit gibt es in Libyen zwei Hauptkriegsparteien:

1.- Die von den Vereinten Nationen unterstützte Regierung des nationalen Abkommens in Tripolis (GNA) und

2.- Das Repräsentantenhaus in Tobruk (HoR), dass aus von der sogenannten libyschen Nationalarmee (LNA) ernannten „Parlamentarier“ besteht, die von Khalifa Haftar Angeführt wird.

Die beiden Streitkräfte sind bereits seit Jahren in einen blutigen Konflikt verwickelt, doch die Pattsituation wurde Anfang 2019 beinahe aufgelöst, als die LNA einen massiven Angriff gegen die GNA startete und den Stadtrand von Tripolis erreichte. Die Offensive verlor jedoch prompt an Schwung, was zu einer Pattsituation führte – aber Mitte Dezember kündigte Haftar einen neuen „Sturm auf Tripolis“ an und die intensiven Kämpfe wurden wieder aufgenommen.

Türkisches Militär unterwegs. Archivbild YouTube screenshot

Nun will also Tayyip Recep Erdogan Truppen nach Tripolis schicken und die GNA militärisch unterstützen. Obwohl die USA auch die Regierung in Tripolis unterstützt und die Türkei in der NATO ist, wird ein direktes militärisches Engagement durch die „Osmanen“ allgemein, und insbesondere von US-Präsident Donald Trump, abgelehnt. Das Eingreifen der Türken wird schon deshalb von Donald Trump nicht gern gesehen, da er wohl US-Wirtschaftsinteressen gefährdet sieht. Diese Interessen und Erdogans lavieren zwischen Russland und den USA, stellen ein echtes Problem dar.

Schon in Syrien macht die Regierung aus Ankara, was sie will. Das Bekämpfen der Kurden, Verbündete der USA und aller, von Ost bis West, die gegen den Islamischen Staat kämpften, wird von der Regierung Trump hingenommen. Es ist ein klassischer Verrat, an diejenigen, die ihr Blut im Kampf gegen extreme Islamisten gaben! Jetzt, mit einem Teil seiner Truppen in Syrien, wo aber der größere Teil der Truppen aus pro-türkischen Milizen – darunter viele ehemalige Islamisten – besteht, will ErdoWAHN also an einer weiteren „Front“ in diesem globalen Krieg um Rohstoffe eingreifen.

Türkische Großmachtträume, die in Ankara und Istahbul von internen Problemen ablenken sollen. Donald Trump hat aber seine Hand auf den Öl- und Gasquellen Libyens. Dass Erdogan sich so weit aus Fenster lehnt, hat niemand erwartet, doch der Konflikt mit dem Iran könnte die volle Aufmerksamkeit der USA vereinnahmen und so den Türken die Gelegenheit geben, ihre Pläne – was auch immer diese im Detail sein mögen – umzusetzen.

Lest dazu auch: Zum Bürgerkrieg in Libyen seit 2014

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