Afghanistan ist der wichtigste Opiumproduzent der Welt. Angeblich war das US-Militär bemüht, die Produktionsstätten zu vernichten. Doch die veröffentlichten Zahlen zeigen, dass es wohl mehr eine Alibiaktion war.
Marco Maier – 24. Februar 2019
Selbst das „Time„-Magazin kommt nicht darum herum, Kritik zu üben. Rund 200 Luftangriffe hat die US-Air Force seit November 2017 gegen Opiumlabors der Taliban in Afghanistan geflogen, bzw. mit Spezial Operation Forces gestürmt. Insgesamt soll es mehr als 500 davon geben, die den Islamisten jährlich 200 Millionen Dollar einbringen. Nun ist Schluss damit.
Das Resultat ist allerdings ernüchternd. Die Taliban erlitten Einkommenseinbußen von geschätzt 42 Millionen Dollar, die daran angehängte Vertriebsstruktur mussten demnach auf rund 200 Millionen Dollar verzichten, wie das Magazin unter Berufung auf den Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR) berichtet. Und sonst? Laut einem UN-Bericht liegt die Opiumproduktion derzeit bei 6.400 Tonnen pro Jahr. Das ist das Doppelte dessen, was im Jahr 2001 produziert wurde – dem Jahr, in dem die USA in dem Land einmarschierten.
Laut David Mansfield von der London School of Economics, der die Opiumproduktion Afghanistans zwei Jahrzehnte lang studierte, sind solche Angriffe ohnehin nutzlos. „In Bezug auf die Auswirkungen der Luftangriffe auf die Finanzen der Taliban scheint der Effekt bestenfalls vernachlässigbar zu sein“, schrieb er in einem Schriftstück. „Tatsächlich wären die 50 kochenden Opiumfässer zum Zeitpunkt des Luftangriffs, die General Nicholson als „Millionen Dollar wert“ bezeichnet hatte, höchstens190.750 Dollar wert gewesen, wenn es zu Heroin umgewandelt worden wäre, und für die Taliban nicht mehr als 2.863 Dollar.“
Die „Drogenlabore“ der Taliban, die aus nicht mehr als einem Ofen, Fässern und Chemikalien in einer Hütte bestehen, sind billig und in drei Tagen wieder neu aufgebaut. Selbst führende Pentagon-Beamte fragen sich, warum bei den Angriffen neue F-22-Kampfjets eingesetzt werden, die eigentlich für den Luftkampf vorgesehen sind und mehr als 35.000 Dollar pro Flugstunde kosten.
Man fragt sich, ob da nicht mehr dahinter steckt. Immerhin gibt es seit vielen Jahren massive Vorwürfe, die CIA sei in den lukrativen Opiumhandel involviert, um so mehr Geld für ihre schwarzen Kassen zu haben, die keiner parlamentarischen Kontrolle unterliegen. Das klingt vielmehr nach einem Komplott des Tiefen Staates, der nach außen hin zeigen will, dass man hart gegen die Taliban-Drogenproduzenten vorgeht, während man in Wirklichkeit weiterhin versucht, genügend Geld mit dem Suchtmittel zu verdienen. Zudem sind die Beziehungen zwischen den Taliban und der CIA bereits einige Jahrzehnte alt…
Antworten